Ein einzigartiges Musterbeispiel für erfolgreiche Inklusion

„Eine starke Gesellschaft sollte mit schwachen Menschen stark umgehen.“ Mit diesen Worten eröffnete Reinhard Geiser, erster Landesbeamter und stellvertretender Landrat, sein Grußwort vom Landratsamt Freudenstadt an die Ausbildungsinitiative. Der Landkreis Freudenstadt sei stolz auf das soziale Engagement der Firmen, die sich in der Ausbildungsinitiative engagieren, führte er weiter aus. Als einzigartig beschrieb Annette Hanfstein, Geschäftsführerin operativ der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim, die Ausbildungsinitiative in ihrem Grußwort. Arburg, Bosch-Rexroth, Fischer, Homag, Leuco, L´Orange, Intra-Mechanik, CJD-Altensteig und Schmalz – das sind die Unternehmen deren Ausbilder sich im Rahmen der Ausbildungsinitiative zweimal im Jahr treffen. Ihr Ziel: Sie wollen jungen Menschen mit Förderbedarf eine Chance geben im Berufsleben eine nachhaltige Perspektive zu haben. In diesem Zusammenhang bieten sie jährlich ein Kontingent an inklusiven Ausbildungsplätzen für die Ausbildung zum Metallfeinbearbeiter an. Und der Erfolg spricht für sich: Seit 2007 wurde mit 93 Jugendlichen ein Ausbildungsverhältnis eingegangen. 58 Jugendliche haben Ihre Ausbildung bereits abgeschlossen, von denen 51 in einem festen Arbeitsverhältnis sind. Sehr erfreulich sei zudem, dass einige Jugendliche sich so gut entwickelt haben, dass sie im Anschluss eine Vollausbildung zum Zerspannungstechniker oder Industriemechaniker machen konnten, führt Roland Lausch, Rehabilitationsberater der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim aus. Für Herbst 2018 sind acht weitere Ausbildungsplätze vorgesehen, weitere fünf sind in Planung.

Diese Erfolge beruhen auf der guten Zusammenarbeit aller Beteiligten. Neben den Arbeitgebern und der Arbeitsagentur sind es auch die Schulen (Heinrich- Schickardt-Schule FDS, Roßbergschule Horb und Chrisopherusschule FDS), die explizite Klassen für die inklusive Ausbildung möglich machen. Und das Oberlinhaus, das mit Unterstützung der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim, Ausbildungsbegleitende Hilfen für die Auszubildenden anbietet. Die Herausforderung für die Zukunft sehen alle Beteiligten darin, genügend Bewerber für die Ausbildungsplätze zu bekommen. Oft trauen sich potentielle Auszubildende die Aufgaben nicht zu oder es fällt ihnen schwer, sich für eine Firma und einen Beruf zu entscheiden. Zunehmend herausfordernd ist in diesem Zusammenhang, dass es immer mehr Jugendliche gibt, denen der Rückhalt und die Unterstützung aus dem Familienkreis fehle, führte Roland Lausch aus. Alle Beteiligten möchten den Jugendlichen Mut machen, denn in der Ausbildungsinitiative wird gut und nachhaltig für die Auszubildenden gesorgt.

Vor diesem Hintergrund stellte das Oberlinhaus Unterstützungsangebote für Flüchtlinge vor, die auch zur Zielgruppe im Rahmen von Ausbildungsangeboten gehören. Da auch ein solches Ausbildungsverhältnis mit besonderen Herausforderungen konfrontiert sein kann, bietet das Oberlinhaus die schulische Vorbereitung für den Beruf in den Schularten VAB-O und VAB an, in denen auch der Hauptschulabschluss erworben werden kann. In Zusammenarbeit mit der Arbeitsagentur werden weitere Unterstützungsprogramme angeboten, so z.B. Perspektive für junge Flüchtlinge (PerjuF) oder Basis-Qualifizierung-Holz (BQ-HOLZ), mit dem Ziel, die Teilnehmer in den deutschen Arbeitsmarkt zu integrieren und über die Basis-Qualifizierung sehr fachspezifisch auf eine Ausbildung vorzubereiten.

Zum Abschluss berichteten Herr Milad Hassan und Herr Hadi Hussaini, beide sind 2015 aus Afghanistan nach Deutschland gekommen, über ihren bisherigen Ausbildungsweg. Innerhalb von 18 Monaten haben sie am Oberlinhaus Deutsch gelernt und den Hauptschulabschluss gemacht. Herr Hassan macht jetzt eine Ausbildung zum Kinderpfleger und Herr Hussaini eine Ausbildung zum Holzbearbeitungsmechaniker. Die beiden haben Freunde in Deutschland gefunden und möchten sich hier eine langfristige Zukunft aufbauen. Sie möchten Ihre Ausbildung fertig machen, eine Familie gründen, eine Wohnung kaufen und bei einer namhaften Firma im Landkreis Freudenstadt arbeiten. Inklusion und Integration ist in Freudenstadt keine Herausforderungen mehr, sondern wird hier beispielhaft umgesetzt.